Die ehemalige Goldgräberstadt Bodie in Kalifornien wurde von ihren Bewohnern schon vor langer Zeit aufgegeben. Gespenstisch wirken die verlassenen Häuser und angerosteten Autos. So, als wären die Bewohner plötzlich geflüchtet. Bodie ist die am besten erhaltene Geisterstadt in Kalifornien und sie zu entdecken ist eine fast surreale Erfahrung.
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as weiche Gras und der moosige Boden lassen meinen Gang ein wenig wanken. Doch ich merke es fast nicht. Zu abgelenkt bin ich von den Häusern, die vor mir aufragen. Auf den ersten Blick wirken sie ganz normal, doch je näher ich an sie heran trete, desto mehr fallen die kleinen Details auf. Die abblätternde Farbe, das splitternde Holz, Staub, schief hängende Gardinen… Nein, hier wohnt schon lange niemand mehr.
Die Sonne wärmt mein Gesicht obwohl (oder gerade weil) ich mich auf über 2.000 Höhenmetern befinde. Idyllisch taucht sie die rostenden Autos und verlassenen Häuser in gleißendes Licht. In dieser sommerlichen Atmosphäre wirkt die Geisterstadt Bodie ebenso bedrückend wie magisch.
Der Lost Place liegt östlich von San Francisco an der Grenze von Kalifornien zu Nevada. Aufgrund der Nähe zum Mono Lake lässt sich Bodie übrigens recht gut mit einem Besuch des Yosemite Parks kombinieren. In der Nähe übernachten kannst du z.B. in den Orten June Lake oder Mammoth Lakes. Mit dem Auto braucht es für die Fahrt von San Francisco nach Bodie ca. fünf bis sechs Stunden und die letzten Kilometer der Strecke sind nur noch unbefestigte Schotterpiste (die man streng genommen mit den meisten Mietwagen gar nicht befahren darf – mein Lieblingszitat zu diesem Umstand von meinem Mitreisenden: „Also mit meinem Auto würde ich hier nicht lang fahren, aber mit dem Mietwagen… schon.“). Hier brauchst du schon etwas Geduld und belastbare Nerven, um dich durch wirklich tiefe Schlaglöcher und an ziemlich großen Steinen vorbei manövrieren zu können. Aber es lohnt sich, versprochen!
Bodie: Vom großen Goldrausch zum Niedergang
Wie aber kam es dazu, dass Bodie zur Geisterstadt wurde? Gegründet wurde die Stadt 1859 von der Familie von William (oder Wakeman, da ist man sich nicht ganz sicher) S. Bodey, der an dieser Stelle Gold gefunden hatte. Bodey selbst konnte die Früchte dieses Fundes nicht mehr genießen, denn er starb noch 1859. Zwei Jahre später begann seine Familie mit dem Goldabbau. Vermutlich um eine Verwechslung mit dem Wort „Body“ (= Leiche) zu vermeiden, nannte sich die Stadt Bodie und wuchs in den folgenden Jahren durch den Goldrausch und eine profitable Goldader rasant an. In der Blütezeit hatte die Stadt 10.000 Einwohner. Mit den Goldgräbern kamen jedoch auch Probleme. Bodie galt als gesetzlose Stadt mit hoher Kriminalitätsrate.
Doch so schnell wie der Aufschwung gekommen war, war er auch wieder vorbei. Wegen des fallenden Goldpreises und weniger Ertrag der Goldmine zogen immer mehr Menschen weg. Innerhalb von acht Jahren sank die Einwohnerzahl von 10.000 (1880) auf 500 (1888). Ein Großbrand im Jahr 1932 besiegelte schließlich das Schicksal der Stadt endgültig.
Über 100 Gebäude, die das Feuer verschont hat, stehen heute noch in Bodie. Einige können auch von innen besichtigt werden.
Geisterstadt der USA: Stummer Zeuge einer vergangenen Zeit
In den Häusern stehen noch die Tassen und Teller im Schrank. Stühle, Sofa, Kochgeschirr… es ist alles da. Und ich kann die Frage nicht aus meinem Kopf schieben, wieso die Menschen all diese Gegenstände nicht mitgenommen haben, als sie Bodie verließen? Wieso nahmen sie ihre Autos nicht mit?
Diese Frage beschäftigt mich den gesamten Besuch über. Was hat die Menschen dazu bewogen, so Hals über Kopf die Stadt zu verlassen, dass sie viele ihrer Habseligkeiten zurück ließen? Ich warte die ganze Zeit auf Anzeichen einer Naturkatastrophe oder sonstigem Desaster, welches die Bewohner zur spontanen Flucht gezwungen hätte.
Aber die Sonne scheint weiter selig auf die vom Feuer verschonten Häuser, Staub glitzert in der Luft und eine Biene setzt sich auf leuchtend gelbe Blüten. Hier ist es friedlich. Auch deshalb, weil die Häuser wie gesagt von außen recht gut erhalten sind. Sie sind nicht zerstört, sondern einfach nur verlassen. Fast andächtig wandle ich durch diesen Ort, der in seiner verfallenen Schönheit surreal wirkt.
Die Geisterstadt Bodie – so viel besser als Calico!
Gespenstisch still ist es in Bodie aufgrund der Touristen natürlich nicht, jedoch ist das Gelände so weitläufig, dass man eigentlich immer eine ruhige Ecke findet. Die Geisterstadt ist seit 1962 ein State Park – also eine staatlich organisierte und denkmalgeschützte Sehenswürdigkeit – und wird von der Parkverwaltung moderat gepflegt. Der Eintritt für den Park kostet für Erwachsene ca. 8 US Dollar pro Person.
Auch wenn jetzt vielleicht der ein oder andere aufgrund dieser Tatsache an der Authentizität der Geisterstadt Bodie zweifelt, keine Sorge. Diese Geisterstadt in den USA ist wesentlich authentischer als viele andere sogenannte „Ghost Towns“. In Bodie gibt es weder Restaurants noch Souvenirläden und schon gar keine Shows oder Performances. (Deshalb solltest du auch ausreichend Wasser und einen kleinen Snack dabei haben.) Wir waren im Laufe unserer Kalifornien Rundreise später auch noch in der „Geisterstadt“ Calico und das war im Vergleich zu Bodie ultra schrecklich und Disney-mäßig. Calico gleicht eher einem Freizeitpark. Gespenstisch ist dort nur die furchtbare Aufmachung der Stadt. Wenn du eine authentische Geisterstadt erleben willst, dann fahr auf jeden Fall nach Bodie!
Und weil ich mich nicht entscheiden konnte, welche Bilder ich für diesen Beitrag auswählen soll, gibt es jetzt alle in einer Galerie. Einfach ein Bild anklicken und durch die Galerie stöbern!
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Hallo,
ich gestehe, mich faszinieren lost places. Ich frage mich auch immer welche Geschichten sich wohl abgespielt haben, was die Leute veranlasst hat den Ort zu verlassen. Bodie hört sich super an. Ich frage mich aber auch, warum einige ihre Habseligkeiten zurück gelassen haben.. werden wir wohl nie erfahren..
VG Simone
Oh ja… genau diese Geheimnisse machen es irgendwie spannend. Mich hat dieser Lost Place auch sehr fasziniert 🙂
Liebe Grüße
Imke
Das klingt super. Nach Bodie habe ich es während meines US-Roadtrips leider nicht mehr geschafft – was vor allem am Wetter und der gesperrten Passstraße im Yosemite lag. Aber deine Fotos sagen mir, dass ich das definitiv noch mal nachholen muss. 🙂
Herzlich,
Anna
Hallo Anna,
ja, Bodie war echt schön! Insofern bin ich natürlich voll für’s Nachholen 😉 Aber man kann ja auch nicht immer alles in einen einzigen Roadtrip quetschen…
Viele Grüße
Imke
Bodie kommt jetzt auf die Bucketlist! Wir lieben lost places! Sieht toll aus dort!
Vg Silvi und Chris
Jaaa, es war auch mega toll dort 😉
Liebe Grüße
Imke
Hallo Imke,
Bodie Ghost Town fand ich auch toll. Wenn man jetzt als Besucher da ist, kann man sich garnicht vorstellen, wie es dort früher zugegangen sein soll. Auf jeden Fall war dieser Zustand des „konservierten Verfalls“, wie es so schön heißt, faszinierend und bot viele gute Fotomotive. Einige davon habe ich auch in Deiner Galerie wiedergefunden.
LG
Stefan