Mit jedem eingereichten Urlaubsantrag steigt die Panik parallel zur sinkenden Anzahl der noch verfügbaren Urlaubstage. Kommt dir bekannt vor? Eine Kolumne.
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ch habe eine Liste. Eine Urlaubswunschliste. Sie ist ziemlich lang. Auf jeden Fall wesentlich länger als die Weihnachtswunschliste, die ich meiner Familie dieses Jahr gegeben habe. Sie liest sich ungefähr so:
Fernreisen für drei Wochen:
Botswana, Namibia, Südafrika, Nepal, Indonesien (vor allem Flores), Sri Lanka, Philippinen, Chile, Argentinien, Mexiko, Kanada
Reisen in Europa für zwei oder drei Wochen:
Island, Norwegen, Montenegro, Georgien, Kroatien, Slowenien, die Bretagne, die Provence
Städtereisen:
Rom, Florenz, Budapest, Tallinn, Oslo, Kopenhagen, Athen, Salzburg, Wien
Reisen in Deutschland:
Die Eifel, die Mosel, der Harz, Sylt, Rügen, Usedom, Dresden, die Sächsische Schweiz
Puuuh… und ich bin sicher, wenn ich noch etwas länger drüber nachdenke, fallen mir noch weitere Orte ein. Aber ich denke lieber nicht drüber nach. Denn schon jetzt ist klar: Dafür werde ich JAHRE brauchen… denn pro Jahr schaffe ich nur einen dreiwöchigen Urlaub.
Es nagt oft an mir, das Gefühl: 28 Urlaubstage sind nicht genug. Es ist nie genug Urlaub… egal, was andere sagen.
Ich gebe zu: seit meiner Weltreise hab ich dieses gestörte Verhältnis zu Urlaub. Alles unter einer Woche lohnt sich ja eigentlich nicht. Und ich gebe auch zu: Ich hab keinen Plan, wie ich dieses gestörte Verhältnis zu Urlaub langfristig mit meinem Vollzeitjob in Einklang bringen soll.
Ich gebe aber mein Bestes. Denn Fakt ist, ich muss mit 28 Urlaubstagen klar kommen.
Jedes Jahr hüte ich diese 28 Tage, als hinge mein Leben davon ab.
Ich versuche sie so effizient wie nur möglich einzusetzen.
Wie ein Verdurstender in der Wüste, der sich an die kleine 0,5 Liter Wasserflasche klammert, so kralle ich mich an diesen kostbaren Tagen fest.
Und dennoch, es nützt nichts. Jedes Jahr muss ich knallhart auswählen, welches Urlaubsziel es in die diesjährige Auswahl schafft. Und so sagte ich in 2017 zu Botswana und Nepal: „Ich hab leider kein Foto für euch.“
Anders als bei der Fernseh-Castingshow sind dabei jedoch nicht sie am Ende enttäuscht, sondern ich. Dann sitze ich zu Hause und die Gedankenspirale geht los. Ich spiele das „Hätte-hätte-Fahrradkette“ Spiel und überlege, ob nicht doch noch ein Urlaub mehr drin gewesen wäre.
Ja, finanziell wäre es drin gewesen. (Und ein Teil von mir weiß, dass es genau deshalb so ist, weil ich meinen Vollzeitjob habe.) Aber zeitlich? Eher nicht…
Mit jedem Urlaubsantrag geht daher ein ambivalentes Gefühl einher. Da ist die Freude über den kommenden Urlaub. Und die Angst… schon wieder 15 Tage weg, jetzt bleiben nur noch 5.
Es ist ein Luxusproblem. Ohne Frage.
Wie lässt sich dieses Dilemma lösen? Das frage ich mich oft. Aber eine Antwort fällt mir nicht ein.
In meinem Kopf dröhnt regelmäßig ein Gedanke:
Vergeude nicht dein Leben – diese kostbare Zeit – damit,
an einem Schreibtisch zu hocken!!
Aber was wäre die Alternative? Gibt es eine? Und wenn ja, würde sie mir trotzdem die finanzielle und zeitliche Freiheit geben, all meine Wunschreisen zu machen? Ich weiß es nicht… und ganz nebenbei bemerkt mag ich meinen Job ja auch irgendwie.
Für dieses Jahr habe ich übrigens aktuell noch 5 Tage Resturlaub. Das kommt davon, wenn man die Dinger so hartnäckig nicht „ausgeben“ will. 5 Tage ist nicht viel, aber da könnte man das ein oder andere verlängerte Wochenende draus machen und zumindest mal die Städte auf der Wunschliste angehen.
Denn für 2018 gibt es nur eine Mission: weniger Jammern und mehr wegfahren!
Imke, genialer Artikel! Da sprichst du bestimmt vielen Reiseverrückten aus der Seele. Mir ging es jedenfalls als Festangestellte ganz genauso. Die Urlaubstage haben nie für die ganzen verlockenden Ziele gereicht! Als Freelancer nehme ich mir jetzt eichfach die Zeit und reise grade fast schon unvernünftig viel 😉 Aber trotzdem wächst die Liste der Reisewünsche auf magische Weise immer weiter an… hat ja aber auch was Schönes 🙂 Auf ein tolles Reisejahr 2018!!! Weniger Jammern, mehr wegfahren ist jedenfalls ein geniales Motto!
Liebe Kathrin,
ja um diese Freiheit beneide ich dich auch ein bisschen. Aber es liegt ja an mir selbst und ich freu mich auch für dich, dass du diese Freiheit hast 😉 Die magisch immer länger werdende Reiseliste kenne ich auch. Die ist fatal!
Liebe Grüße
Imke
Imke, du bist ganz sicher nicht alleine mit diesem grässlichen Gefühl!!! Wie gut ich das „Ach, 5 Tage sind nicht genug“-Gefühl kenne.
Ich schließe mich deinem Motto definitiv an: Weniger jammern und mehr wegfahren – das machen wir 2018!
Liebe Grüße
Magdalena
Liebe Magdalena,
es ist auf jeden Fall beruhigend zu wissen, dass das Problem real ist und es nicht an mir liegt 😉 Freue mich, dass du für 2018 auch viele Pläne hast! Die sollten wir uns auf jeden Fall bewahren.
Liebe Grüße
Imke
Hallo Imke,
sehr schöner Artikel. Ich weiß genau, was du meinst, denn mir geht’s ganz genauso. 2017 habe ich wirklich jeden Feiertag irgendwie in Urlaub eingebaut, jede Überstunde zu Zeit-Ausgleichstagen hochgetunt und sogar zwei Wochen Bildungsurlaub in Valencia rausgeholt. Wenn ich irgendwo beruflich war, habe ich noch ein paar Tage privat dort verbracht. Wo ich doch schonmal da war. Wie jetzt gerade in Berlin übrigens. Und ich habe da einen sehr großzügigen Arbeitgeber, was das alles angeht. Trotzdem ist es nie genug und die Reise-Wunschliste wird länger und länger. Ich hab aber auch schon eine Lösung: Sabbatical in Dauerschleife: 4 Jahre arbeiten für 80% des Gehalts, 1 Jahr frei für 80% des Gehalts. Bis zur Rente. Nur weiß mein Arbeitsgeber leider noch nicht davon 🙁 Aber wäre ja vielleicht auch was für dich.
Herzliche Grüße aus der Hauptstadt
Claudia
Hallo liebe Claudia,
ja bei dir hatte ich auch das Gefühl, dass du dieses Jahr viel unterwegs warst. Insofern scheint dein Ansatz auf jeden Fall der Richtige zu sein 😉 Wenn du deinen Arbeitgeber zu dieser genialen Regelung überreden konntest, sag mir Bescheid. Dann feiern wir 🙂
Liebe Grüße
Imke
Ich kenne dein Problem 😉
Es war bei meinem letzten Chef sogar noch schwieriger, weil der kein großer Freund vom Urlaub-geben war. Beim Antrag hieß es immer „weiß ich noch nicht“ und „was ist wenn es dann viele Aufträge gibt?“ Am liebsten hätte er es gehabt, dass man heute für morgen fragte. Oder noch besser heute für heute. War echt nervig.
Mittlerweile bin ich selbstständig und bin so froh darüber, würde auch nur ungern zurück in eine Festanstellung. Ich hab so viel Urlaub wie ich will bzw so viel wie mein Konto reicht 😉 Natürlich muss man es „können“, man muss damit leben können dass man sich mit nicht- oder spätzahlenden Kunden, dem Finanzamt und anderem rumärgern muss. Aber für die Freiheit, die man hat, nehme ich das dann gern in Kauf.
Hallo Anne,
wenn man selbstständig ist hat man natürlich theoretisch die größte Freiheit. Ich glaub bei vielen Selbstständigen ist das in der Praxis nicht so, weil man sich selbst stresst. Aber umso besser, dass die Selbstständigkeit für dich funktioniert. Das freut mich für dich 🙂
Liebe Grüße
Imke
Liebe Imke,
so ging es mir in meiner Festanstellung auch 🙂 Ich hatte eindeutig zu wenig Tage für meine Urlaubspläne 🙂 Als Selbstständige hat man zwar mehr Zeit, aber dafür auch mehr Verpflichtungen – hat alles Vor- und Nachteile 🙂
Ich wünsche dir weiterhin alles Liebe
Liebe Grüße
Nadja
Lieben Dank, Nadja!